Was braucht es, um den umfassenden Einsatz von Faserverbundwerkstoffen (Composites) branchenübergreifend zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen? Wie können wir dabei helfen, das Leichtbaupotenzial dieser Werkstoffgruppe sicher zu heben und das Vertrauen in Composites zu steigern? Die Idee: Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN) und Expertinnen und Experten verschiedenster Branchen und Institutionen erstmalig einen Standard erarbeiten, der branchenübergreifend die „Qualitätsanforderungen an Composite-Prozesse“ festlegt und konkretisiert. Kurzum: Die Entwicklung der DIN SPEC 35255!
Notwendigkeit der DIN SPEC 35255
Faserverbundwerkstoffe (Composites) erreichen ihre endgültigen Materialeigenschaften erst nach dem Herstellungsprozess und sind empfindlich gegenüber jedweder Art von Fertigungs- und Prozessabweichungen. Gemäß der bekannten DIN EN ISO 9001 aus dem Qualitätsmanagement ist die Fertigung von Composites als „spezieller Prozess“ zu betrachten. Das bedeutet u. a., dass sich ohne eine zerstörende Prüfung keine hundertprozentige Aussage über die Qualität des resultierenden Composite-Bauteils und der Einhaltung der einzelnen Prozessschritte treffen lässt. Dies ist nicht praxisgerecht und verbessert letzten Endes weder die Produktqualität noch das Vertrauen in die Werkstoffe.
Abhilfe soll ein für Composites weiterentwickeltes Qualitätsmanagementsystem (QMS) nach DIN EN ISO 9001 bieten, welches Fehlermöglichkeiten in den einzelnen Prozessschritten ausschließt.
Eine nachweisbare und verbesserte Werkstoffqualität steigert das Vertrauen in Composites. So lassen sich neue Leichtbauanwendungen erschließen. Eine Strategie, die bereits seit langem in der Schweiß- und auch in der Klebtechnik erfolgreich ist.
Ein starkes Team
Um dem ambitionierten und umfangreichen Anwendungsbereich der DIN SPEC 35255 gerecht zu werden, hat das Fraunhofer IFAM in Bremen ein Konsortium aus Vertretern der verschiedensten Branchen und entlang der gesamten Composite-Prozesskette gebildet. Das DLR Institut für Systemleichtbau arbeitet maßgeblich mit und treibt den Technologietransfer voran.
Nach der DIN SPEC ist vor der DIN
Mit der Veröffentlichung der DIN SPEC ist ein wichtiger Meilenstein erreicht – eine Basis für die Qualitätsverbesserung bei verschiedensten Composite-Anwendungen in der Zukunft. Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Entwurf der DIN SPEC bereits sämtliche Aspekte entlang der Prozesskette enthält und ob die Bedürfnisse aller Branchen erfasst sind. Das Ziel besteht nun darin, die DIN SPEC zu ergänzen und in eine gültige DIN-Norm zu überführen. Daran wird das DLR weiter mitarbeiten.
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